Bedarf es weiterer Worte?

Warum schreibt man über den Tod eines Haustieres? Gibt es dazu mehr zu sagen, als das es von uns gegangen ist?

Oh ja, es gibt soviel mehr zu sagen... aber vor allem hilft das Schreiben bei der Verarbeitung von Emotionen.

Die Sturzbäche, die jeden Tag, jede Stunde aus meinen Augen fließen, werden für einen kurzen Moment gestoppt, weil ich mich darauf konzentrieren muss, meine Emotionen zu sortieren und Kraft tanken kann, aus den Buchstaben, die sich auf meinem Bildschirm zu Worten formen.

 

Mit dem Tod von Nelly, ist nicht nur ein geliebtes Familienmitglied gegangen, sondern ein Stück Zuhause ist gestorben. Jede Sequenz unseres Alltages ist auf irgendeine Art und Weise von den Hunden bestimmt. Es fängt mit der morgendlichen Gassirunde an und hört mit dem zu Bett gehen auf.

Als nach 24 Stunden die schmerzlichsten Tränen getrocknet waren, hatte ich kurz die Hoffnung, dass es nun etwas länger dauern würde, bis ich wieder auf Knien zum Himmel flehen würde, dass meine Nelly zurückkommen möge. Doch die Hoffnung schwand just in dem Moment als ich Corvettes Leine von der Garderobe nahm und Nellys Mantel vom Haken fiel. Es sind Erinnerungen, Erinnerungen an eine Zeit, die so plötzlich beendet wurde, dass ich nicht realisieren kann, dass sie vorbei ist.

Ich fülle nun nur noch zwei Futterschüsseln, die dritte habe ich unter Tränen weggeräumt und dachte damit auch ein weiteres Schmerz auslösendes Objekt. Doch der Platz wo sie immer stand bleibt leer. Ich starre darauf und denke sie kommt jeden Moment um die Ecke. Ich wünsche es mir so sehr. Ich höre nachts das Klacken ihrer kräftigen Krallen auf dem Laminat, ich laufe wie im Wahn zur Tür und reiße sie auf, in dem irrsinnigen Glauben, sie würde dort hinter der Tür wieder auf mich warten.

Sie wird nie wieder auf mich warten. Nie wieder wird sie mich mit ihren braunen Knopfaugen ansehen und sagen „Wirf den Ball!“. Nie wieder wird sie aufgeregt an der Tür stehen und mir ein kleines zartes Küsschen zur Begrüßung schenken. Nie wieder wird sie mich vor Freude anbellen, weil ihr etwas nicht schnell genug geht. Nie wieder wird sie ihre Nase in den Wind stecken und mir schon auf 150 Meter Entfernung anzeigen, dass dort irgendwo mal ein Reh langgelaufen ist. Nie wieder wird sie wie irre an der Leine ziehen, weil sie auf der anderen Seite eine Katze entdeckt hat. Nie wieder wird sie sich beim Fernsehen an meine Seite kuscheln und den dicken grauen Pelz kraulen lassen. Nie wieder werde ich so einen Hund besitzen...

 

Das nie wieder ist endgültig. Sie kommt nicht zurück. Der Gedanke oder aber der Glaube daran, dass sie auf dem anderen Ende des Regenbogens auf mich wartet hilft nur unwesentlich. Die Zeit dahin ist lang. Die Zeit dagegen auf dieser Erde und bei mir, war eindeutig zu kurz. Zu kurz um sagen zu können: „ Sie war alt, es ist der Lauf der Dinge.“ Sie war jung! Was sind neun Jahre? Auch für einen Hund ihrer Art sind neun Jahre gar nichts. Aber sie musste gehen...